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Minimalismus – muss ich wirklich konsumieren?

Minimalismus

Minimalismus, hier bin ich also wieder. Nach meinem ersten Blogbeitrag zum Thema „Minimalismus“ vor einem Jahr circa, wollte ich mal sehen, was sich verändert hat. Ich denke, es ist auch an der Zeit meine Erfahrungen mit euch zu teilen und euch ein paar Tipps mit an die Hand geben. Ihr dürft gespannt sein…

Ist Minimalismus noch Minimalismus?

Jein. Minimalismus ist eine Art Selbstinszenierung von reichen Menschen geworden. Wenn Kim Kardashian in einer 60 Millionen Dollar Villa davon spricht, wie minimalistisch alles eingeräumt ist, dann hinterfragt man das Konstrukt von „weniger ist mehr“ ganz schnell. Ich glaube, dass der richtige Minimalismus da beginnt, wo das Budget fehlt. Nicht kaufen ist immer nachhaltiger als kaufen und deswegen entsteht der beste Minimalismus im Haushalt von Gering- oder Durchschnittsverdienern. Ganz einfach dadurch, dass sie weniger wegwerfen. Trotzdem finde ich das weniger uns allen besser stehen würde.

Was kann ich tun um minimalistischer zu sein?

Als ich von Bayern nach Hamburg gezogen bin, wollte ich bewusst in eine WG und ein kleines Zimmer ziehen. Raus aus meinen 85 Quadratmetern mit 3 Zimmern und viel zu viel Platz. Obwohl ich in Frasdorf stolzer Möbelbesitzer war, sah die Wohnung schrecklich leer aus. Selbstverständlich war sie für mich alleine viel zu groß. Als ich dann die WG sicher hatte, musste ich mir Gedanken machen, was will ich mitnehmen bzw. was kann ich mitnehmen. Da die WG möbliert ist, war sofort klar: „Okay nur kleine Sachen“. Ich habe Kartons gepackt und wirklich versucht nur sinnvolles mitzunehmen. Ergo habe ich auch haufenweise Kram weggeworfen, verschenkt oder gespendet. Von Klamotten über Bücher und Spiele bis hin zu Erinnerungsstücken, die einfach keinen Wert mehr hatten.

Deswegen hier mein Tipp: Wenn ihr gerade umzieht und Kartons packt (ihr könnt auch so euren Krempel mal in Kartons packen) stellt sie irgendwo ab. Wichtig ist natürlich, dass ihr fix an die Kartons kommt, wenn ihr etwas braucht. Dann gebt euch selbst eine Zeit vor (ein Monat, zwei Monate, 3 Wochen) und sammelt an einem separaten Platz oder in einem Karton, die Sachen, die ihr herausgenommen und gebraucht habt. Klingt erstmal komisch, aber wenn ihr Gegenstände 2 Monate nicht gebraucht habt, dann werdet ihr sie nie wieder brauchen.

Mein Konsum und ich

Wer mich kennt, weiß ich konsumiere nicht viel (okay Food jaja danke). Wenn wir in die Stadt fahren zum shoppen oder bummeln kommt sofort von mir: „Ich brauche nichts“. Keine Klamotten, keine Elektrogeräte, keine Deko, keinen Schmuck. Wie oft sagt meine Mama: „Kauf dir doch mal eine neue Jogginghose… Die hat ja Löcher“. Wie oft sagen meine Mitbewohner: „Junge, kauf dir mal ein neues Handy? Das Ding ist doch Schrott“. Meine Antwort ist immer die gleiche: „Hä, warum funktioniert doch noch??“. Ich bin sehr froh über meine innere Haltung zu diesem Thema. Selbstverständlich kam sie nicht über Nacht. Ich habe viele Dokumentationen geschaut und Bücher dazu gelesen. Apropos Bücher. Bücher sind wohl die Gegenstände, die ich am öftesten kaufe. Mittlerweile nur noch in Kindle Form :).

Mein Tipp hier: Gerade beim Online shoppen, packt euch die Gegenstände in eure Lesezeichen oder merkt sie euch auf den Shopping-Seiten vor. Gibt euch selber wieder eine Zeit vor (drei Tage oder eine Woche), wenn ihr euch nicht mehr an das Produkt erinnert dann wisst ihr ja was los ist.

Als ich damals in Freising gewohnt habe und arm war, hab ich aus der Not geboren immer mein restliches Geld in 5 € Scheine getauscht. So konnte ich gar nicht zu viel ausgeben. Für die EC-Karte habe ich keine andere Lösung als sie Zuhause zulassen, damals in Freising hatte ich sie immer dabei, aber war ja eh nichts drauf. 🙂

Ist das Minimalismus oder nur seltsam?

Ich habe es getan und konsumiert… Ich habe mir einen Laptop gekauft. Nach doch sehr kurzer Überlegung musste ein neuer her, aber weil ich ihn für mich selber und meine zukünftige Arbeit brauche. Der Laptop war mit über 1000 € nicht günstig, aber von der Leistung her genau das, was ich für die Zukunft brauche. Als ich daheim war, habe ich den Laptop samt Tasche neben mein Bett gestellt. Danach mit den Jungs Fifa gespielt und den nächsten Tag verbracht, abends wieder Fifa gespielt und Fußball mit den Jungs geschaut. Da macht mich Amer darauf aufmerksam, dass mein Laptop seit über einem Tag Original verpackt in meinem Zimmer rumsteht und ich den noch nicht mal angefasst habe. Das fanden beide super komisch und meinten ich bin nicht normal 🙂 Amer meinte sogar das er ihn gleich auspackt, wenn ich es nicht mache 🙂 :). Es sei ja normal, dass man seine neu gekauften Sachen direkt auspackt und sich darüber freut. Komischerweise habe ich so ein Gefühl gar nicht und mir bedeutet es auch nichts. Natürlich war er echt teuer und alles, aber am Ende auch nur ein Gegenstand.

Irgendwie hat mich das stolz gemacht und mir gezeigt das ich bei dem Thema auf dem richtigen Weg bin.

Muss ich jetzt meinen ganzen Kram wegwerfen?

Joh wäre wohl am besten. Aber mal ehrlich, minimalistischer zu sein bedeutet nicht lieb gewordenen Sachen wegzuwerfen. Es geht nur darum bewusster einzukaufen und sich wirklich mal damit auseinanderzusetzen. Brauche ich wirklich ne Popcornmaschine(Ja brauchst du)? Wie oft mache ich Popcorn? Wie lange dauert es das Ding sauberzumachen? Wer kann das reparieren, wenn was kaputt ist? Wo stelle ich das hin? Will ich das bei einem Umzug auch noch mitschleppen?

Unzählige dieser Fragen kommen mir bei fast jedem Gegenstand in den Sinn.

Mittlerweile ist Minimalismus ja ein abartig großes Thema geworden. Jede Wurst erfindet ein neues „Ausmiste System“ und verkauft es für gutes Geld. Ich bin mir nicht sicher, ob das der Sinn hinter der Bewegung war. Fakt ist, wenn du nicht gerade ein Messi bist(und 6 Weltfußballer Titel) dann ist das ganz doch recht einfach.

Öffne deinen Kleiderschrank und mache zwei Haufen Wäsche(das muss ich wohl dazusagen). Auf der einen Seite die, Klamotten die du noch anziehen willst und auf der anderen das Gewand, das du schon ewig nicht mehr anhattest.

Immer mit den oben genannten Fragen. Brauche ich das eine blaue Kleid wirklich? Das hatte ich einmal an und nie wieder. Wobei man kann ein Kleid immer brauchen. Ja? Wofür? So oft ja anscheinend nicht. Selbst, wenn mal einmal schick essen gehen will braucht man es nicht unbedingt. Meine Mama hat früher immer gesagt Kleider machen Leute… Heute ist das für mich totaler Schmarrn. Du selber machst dich, wie du dich gibst, wie du redest, was du redest etc. nicht das Stück Stoff an deinem Körper. Nicht umsonst laufen die wirklich reichen Menschen immer in normalen Klamotten rum. 🙂

Minimalistisch in die Zukunft?

Tiny House, Camper leben, Backpacking. Begriffe, die mittlerweile in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind. Menschen gehen zurück zu weniger ist mehr und das ist ein guter Weg. Es ändert sich etwas, weg von den großen Häusern und Wohnungen, weg von den teuren fetten Autos und andere Luxusgegenstände. Wir bewegen uns auf kleinere Lebensmöglichkeiten zu und ich glaube wir brauchen die in Zukunft auch. Gerade, wenn man sich die wachsende Population anschaut. Wie soll den jeder Mensch bzw. jede kleine Familie ein 300qm Haus bauen? Wo wollen wir den Platz hernehmen?

Deswegen sind Tiny Häuser ja so angesagt aktuell. Wenige qm, dafür aber maximale Freiheit. Als wir alle aus unserem großen Haus ausgezogen sind, haben meine Eltern gemerkt wie viel Arbeit es ist, das sauber und in gutem Zustand zu halten. Von den Kosten wollen wir ja gar nicht reden.

Mein Plan ist es für eine längere Zeit aus einem Rucksack zu leben und so viel zu Reisen wie es mir bei Klima, Pandemie, Kriegen und Körper noch möglich ist. Ich bin sicher, dass alles, was in meinen Rucksack passt, mir zum Leben reicht. Gerne packe ich auch meinen besten Freund ein, wenn er Bock hat 🙂

Black Friday oder Buy-Nothing-Day?

Black Friday kennt ja jeder. Die Bilder wie die Amis sich um einen Toaster prügeln und man mit angeblichen Angeboten gelockt wird. Eine kuriose Erfindung. Wobei ich verstehe den Sinn, sich nach einem wieder mal harten Jahr was zu gönnen. Aber Leute dann macht doch was Schönes? Geht ins Musical oder ins Stadion? Macht mal nen Städtetrip nach Prag, oder irgendwas woran man sich erinnert. Was nicht bedeutet man sollte da nichts kaufen, manchmal ergibt es tatsächlich Sinn sich etwas an diesem Tag bzw. der Woche zu kaufen.

Buy-Nothing-Day bildet seit mehreren Jahren den Gegenentwurf. Immer am Samstag nach dem Black Friday soll man sich kritisch mit den Folgen seines Konsums auseinandersetzen. Stichwort hier: Umweltbilanz und ökologischer Fußabdruck.

Leihen statt kaufen ist die neue Alternative. In Bayreuth gibt es den „LeiLa“ einen Leihladen. Leiter, Stichsäge etc. können dort kostenlos geliehen werden.

Bei der Kleiderei in Köln, kann man Kleidung tauschen, wenn das neue Shirt schon langweilt.

Die App CLOTHESfriends ermöglicht es schöne Klamotten von anderen Menschen zu finden und diese kann man dann für einen Zeitraum mieten. Stichwort blaues Abendkleid 🙂

Das Unternehmen Grover bietet Kameras, Laptops, Spielekonsolen, etc. an. Für einen gewissen Zeitraum und gegen einen Bruchteil des Neupreises kann man die Geräte mieten.

Reparieren ist auch wieder mehr angesagt. Dafür gibt es in Deutschland schon rund 1.000 „Reparier-Cafés“. Dort kann man zusammen mit ehrenamtlichen Experten und dem richtigen Werkzeug seinen Krempel reparieren. Handwerkliche Skills aneignen unter Anleitung? Dafür lassen sich andere 3 Jahre in der Lehre vom Vorarbeiter anschnauzen.

Quelle hierzu: Quer

Minimalismus = extrem?

Bin ich Minimalist? Wohl kaum. Wobei, was ist da die genau Definition? Klar ist das ich minimalistischer bin als andere. Das reicht mir aktuell, aber auf lange Zeit möchte ich mich noch mehr verkleinern. Ist das Extrem? Wie ein Asket zu leben und sich dem Konsum zu entsagen? Kann man sich dem Konsum überhaupt entsagen? Und ist es nicht extrem jedes Mal das neuste Produkt zu konsumieren nur um sauer zu sein, sobald es ein neues Modell gibt?

Am Ende des Tages macht mich Minimalismus einen Tick glücklicher und darauf kommt es doch bei uns an oder?

Ihr habt meinen ersten Beitrag zu dem Thema noch nicht gesehen? Dann geht es hier lang.

Bush ist der schädlichste und gefährlichste Präsident den Amerika je hatte.

Saddam Hussein
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